Freitag der 13.!
„Fast wie bei einem Adventskalender zählte ich die Wochen und Tage, bis es wieder Freitag der 13. Ist und etwas Schlimmes passieren wird, ja muss. Und immer malte mir dabei wieder aus, wie schlimm dieser Tag gewesen war: „als mir meine Freundin sagte, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hat und mich jetzt verlässt.“ Erzählt er. Geschockt sei er gewesen, habe sie angeschrien und angefleht, sei am Schluss einfach erschöpft und allein in der Wohnung gesessen. Und diese Szenen hatte er sich auf seiner inneren Leinwand immer wieder vorgespielt, die Gefühle wieder durchlebt. Dabei die Überzeugung aufgebaut, dass es mit dem Freitag dem 13. zu tun haben muss.
Er hat seither auch Angst, dass er vielleicht wieder unerwartet überrascht wird von einer schlechten Nachricht, sei es privat oder auch geschäftlich. Und er hat Recht. Schlechte Nachrichten gibt es im Leben, leider. Man stellt es sich anders vor, als es dann kommt. Das schlechte auf einen bestimmten Tag zu verbannen, ist doch eigentlich eine gute Lösung. Sie gibt uns mindestens die scheinbare Sicherheit, dass Unglück, Missgeschick oder Hiobsbotschaften uns nicht einfach irgendwann überfallen, sondern eben genau am Freitag den 13. Das gibt uns ein Gefühl von Kontrolle zurück, vergrössert aber natürlich auch die Angst vor diesem Tag.
Zu hören, dass seine Reaktion nicht einfach blöd ist, sondern eine Strategie unseres Geistes, mit Angst umzugehen, tat ihm schon gut. Zwischendurch habe er sich schon einmal die Frage gestellt, ob er jetzt verrückt werde, dass er an Freitage mit der Zahl 13 zu glauben beginne, gesteht er mir. Was er denn tun müsse, damit diese Angst und die Fixierung auf diesen Tag verschwinde, wollte er wissen.
Ich stellte ihm zwei Fragen:
Welche kleinen und grossen Freuden denn ein „normaler“ Freitag sonst für ihn bereithalte, wofür er an einem normalen Freitag dankbar sei, war meine erste Frage. Er konnte mir einige Beispiele nennen, angefangen am Morgen, dass er oft, wenn er die Augen aufschlage, an einem Freitag aber auch an anderen Tagen, direkt die Alpen sehe. Oder dass er manchmal an einem Freitag später arbeiten gehe und sich dann etwas länger Zeit nehme unter der warmen Dusche. Er erwähnte das Freitagsbier mit seinen Kollegen und noch viel mehr.
Als zweites fragte ich ihn, was von dem allenfalls auch am Freitag den 13. da sein könnte. Und er musste lachen. „Ja alles natürlich!“ war seine einfache, und doch für ihn verblüffende Antwort. „aber wahrscheinlich hätte ich’s nicht gesehen oder gemerkt. Oder ich wäre gar nicht aufgestanden und hätte es dann nicht erlebt, sondern mit zuhause im Bett bestätigt, welch beschissener Tag dieser Freitag der 13. doch ist.“
Und die Moral von der Geschichte? Freitag der 13. kann zu einem Pechstag werden (genau wie jeder andere Tag auch) wenn wir das Schlimme erwarten. Dann beginnt das Leiden schon viel früher während wir warten und uns Vorstellungen machen. Er kann aber auch zu einem guten Tag werden, indem wir die Aufmerksamkeit auf das Schöne, Gute, Funktionierende richten und uns einen Moment Zeit nehmen, es zu bemerken, uns darüber zu freuen. Und das heisst nicht, dass der Mann den besten Freitag seines Lebens haben wird. Es heisst nicht, dass ihn die Trennung nicht mehr schmerzt. Es heisst „nur“, dass er nicht noch zusätzlich leidet.